Zweistufige Journalismusausbildung in Deutschland
Bei der zweistufigen Ausbildung erwirbt man die fachliche und die journalistische Kompetenz getrennt nacheinander.
Bei der gekoppelten Ausbildung werden fachliche und journalistische Ausbildung miteinander verbunden.
In der folgenden Übersicht erfahren Sie darüber hinaus auch mehr über die Wege in den Journalismus allgemein und über die Abgrenzung von Journalistenschulen, Volontariaten und Journalistik-Studiengängen.
Stufe 1: Fachliche Kompetenz
Die erste Stufe besteht in der fachlichen Ausbildung. Hierfür eignet sich vorrangig ein Hochschulstudium oder alternativ eine Berufsausbildung, jeweils inhaltlich ausgerichtet auf das später angestrebte Berichterstattungsfeld. Die nachfolgende Tabelle listet exemplarisch sinnvolle Hochschulstudiengänge und Berufsausbildungen für die wichtigsten Berichterstattungsfelder auf:
Berichterstattungsfeld | Hochschulstudium (z. B.) | Berufsausbildung (z. B.) |
---|---|---|
Agrar | Agrarwirtschaft, Agrarwissenschaften, Gartenbau. Landschaftsökologie | Agrotechniker, Agraringenieur, Landwirt |
Bau | Architektur, Bauingenieurwesen | Baufacharbeiter, Bauingenieur |
Handwerk | Ingenieurwissenschaften | handwerklicher Ausbildungsberuf |
Justizberichterstattung | Rechtswissenschaft | Justiz(fach)angestellter, Polizist |
Kultur | Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften, Literaturwissenschaft, Musik | |
Luftfahrt | Luft- und Raumfahrttechnik | Flugingenieur, Pilot |
Medien | Medienwissenschaften, Kommunikationswissenschaften,Publizistik | |
Medizin | Humanmedizin | medizinisch-technischer Ausbildungsberuf |
Politik | Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre | |
Reise | Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Tourismus, Tourismus, Tourismus-Management | Kaufmann Tourismus und Freizeit, Reiseverkehrskaufmann |
Sport | Sportwissenschaft | Berufssportler, Berufstrainer, Sportlehrer (Fachkraft) |
Technik | Ingenieurswissenschaften | technischer Ausbildungsberuf |
Umwelt | Ingenieurswissenschaften, Umwelttechnik, Umweltwissenschaft | (umwelt-)technischer Ausbildungsberuf |
Wirtschaft | Wirtschaftswissenschaften | kaufmännischer Ausbildungsberuf |
Wissenschaft | Naturwissenschaften | technischer oder medizinischer Ausbildungsberuf |
Stufe 2: Journalistische Kompetenz
An die fachliche Ausbildung schließt sich als zweite Stufe die journalistische Ausbildung an. Hierfür stehen zwei Alternativen zur Verfügung: das Volontariat oder die Journalistenschule.
Die zweistufige Ausbildung dauert insgesamt länger als die gekoppelte, ist jedoch dadurch auch fundierter. Aufgrund der Trennung der beiden Ausbildungen, ist die berufliche Flexibilität stärker ausgeprägt.
Journalistenschulen in Deutschland
Die wichtigsten Journalistenschulen sind:
- Akademie der Bayerischen Presse (München)
- Axel Springer Akademie
- Berliner Journalisten-Schule (Berlin)
- Burda Journalistenschule (München und Offenburg)
- Deutsche Journalistenschule (München)
- Evangelische Journalistenschule (Berlin)
- Freie Journalistenschule (Berlin)
- Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten (Düsseldorf)
- Henri-Nannen-Schule (Hamburg)
- ifp - Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (München)
- Journalistenakademie Dr. Hooffacker & Partner (München)
- Journalistenschule der Bauer Media Academy
- Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft (Köln)
- Medien-Akademie Ruhr (Essen)
- Mitteldeutsche Journalistenschule (Mittweida)
- RTL-Journalistenschule für TV und Multimedia (Köln)
- Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl
FJS – Wir machen den Unterschied
Die Freie Journalistenschule selbst ist eine Journalistenschule, die eng mit dem Deutschen Fachjournalisten-Verband zusammenarbeitet. Die Freie Journalistenschule ist allerdings mit herkömmlichen Journalistenschulen schwer vergleichbar:
Die anderen Journalistenschulen bieten ihr Lehrangebot in Form von Präsenzunterricht an. Das bedeutet, die Schüler müssen ein bis zwei Jahre an einem bestimmten Ort (z. B. München, Berlin) am zeitlich fixierten Unterricht teilnehmen. Eine berufsbegleitende Ausbildung ist in dieser Form nicht möglich, so dass während der Ausbildungszeit i. d. R. auf Einkommen verzichtet werden muss. Häufig werden Lokaljournalisten ausgebildet. Eine fachorientierte Verknüpfung fehlt in der Regel (außer mit Richtung auf Wirtschaft und Politik in Köln).
Es gibt nur wenige Anbieter von journalistischen Fernstudienangeboten. Die FJS ist unter ihnen die einzige reine Journalistenschule. Die meisten von ihnen bieten zahlreiche Kurse in den unterschiedlichsten Bereichen von Buchhaltung über Informatik bis Technik und Feng Shui an. Bei den Kreativ- und Hobbykursen wird dann auch Journalismus angeboten. Die FJS konzentriert sich als Journalistenschule ausschließlich auf Journalismus, der nicht als Hobby angesehen wird, sondern als Beruf. Entsprechend wird die FJS auf dem Arbeitsmarkt als kompetente Journalistenschule eingestuft und nicht als Anbieter zahlreicher Weiterbildungskurse.
Dies wird auch an den Zugangsvoraussetzungen deutlich: Während andere Anbieter jeden Interessenten ihre Kurse absolvieren lassen, gelten bei der FJS strenge Aufnahmekriterien und ein Bewerbungsverfahren. Schließlich ist das Fernstudium Journalismus didaktisch weitaus breiter aufgestellt. Neben dem journalistischen Handwerk werden auch die Reflexion über Bedingungen, Ziele und Wirkungen der journalistischen Arbeit, ihre Einbettung in die Medienwirtschaft und ihre Interdependenzen mit der Öffentlichkeitsarbeit thematisiert.
Journalistische Ausbildung im Redaktionsvolontariat
Der Ausbildungsweg über ein Volontariat bei einer Zeitung, einem Radio- oder Fernsehsender dauert rund zwei Jahre. Der Volontär soll den Beruf über die Mitarbeit in verschiedenen, mindestens drei Teilredaktionen erlernen. Die Ausbildung ist rein praktisch orientiert und setzt auf das „learning by doing“. So wird häufig kritisiert, es mangele der Volontariatsausbildung an Systematik und theoretischer Fundierung. In den meisten Fällen wird ein Hochschulabschluss vorausgesetzt. Nur in seltenen Fällen reicht das Abitur oder ein Realschulabschluss aus. Auszug aus dem Leitfaden für journalistische bzw. fachjournalistische Volontariate des Deutschen Fachjournalisten-Verbands:
Ein Volontariat soll den Volontär systematisch auf die spätere Tätigkeit als Redakteur vorbereiten. Es dauert, je nach Vorbildung und/oder Eignung, zwischen 12 und 24 Monaten. Während dieser Zeit gehört der Volontär einer oder abwechselnd mehreren Redaktionen an. Zusätzlich haben Volontäre in aller Regel die Möglichkeit, an überbetrieblichen Kursen teilzunehmen (z. B. im Medienrecht). Verbindlich festgeschriebene Ausbildungsrichtlinien für Volontariate existieren nicht, und Tarifverträge für Volontäre gibt es nur bei tarifgebundenen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen.
Nicht jedes Volontariat ist eines, das diesen Namen verdient. Oftmals sind Volontariate nichts anderes als verlängerte Praktika, mit denen Personalkosten in den Medienunternehmen eingespart werden sollen. Auch kommt es immer wieder vor, dass Volontäre einen erfahrenen Redakteur ersetzen sollen. Mit einer soliden journalistischen Ausbildung hat das nichts zu tun.
Außerdem ist der Begriff „Volontariat“ alles andere als trennscharf. Volontäre arbeiten nicht nur in den Medien, sondern auch bei Werbe- und PR-Agenturen, Buchverlagen, Kundenmagazinen etc. Nicht hinter jedem Volontariat steckt also ein journalistisches. Ein Volontär, der seine Ausbildung bei einer PR-Agentur absolviert hat, wird sich jedoch schwer tun, danach in den Journalismus zu wechseln, da beide Ausbildungen zwar verwandt, aber doch grundverschieden sind. Daher ist es wichtig, sich vor dem Volontariat über den Ausbildungsbetrieb zu informieren, damit aus der Freude über den Volontariatsplatz keine Enttäuschung wird. Zudem sollte man sich vor Beginn des Volontariats darüber im Klaren sein, in welchem Ressort und in welcher Mediengattung man später journalistisch tätig sein möchte. Wenn man Print-Journalist werden will, ist ein Volontariat bei einem TV-Sender nicht optimal. Ein begeisterter Online-Journalist wird bei einem Hörfunk-Volontariat sicherlich nicht bestmöglich aufgehoben sein. Gleiches gilt für das Ressort. Wer später politische Themen bearbeiten möchte, sollte sich nicht bei der Sport-Redaktion bewerben.
Gekoppelte Ausbildung
Im Zuge der Professionalisierung des Berufsbildes Journalist haben sich erste Hochschulstudiengänge entwickelt, die die fachliche und journalistische Ausbildung miteinander verbinden wollen. Die ersten angebotenen Studiengänge sind:
Studiengang | Hochschule |
---|---|
Fachjournalismus Technik oder Wirtschaft | FHWS Hochschule Würzburg-Schweinfurt |
Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation | Universität der Künste Berlin |
Kulturjournalismus |
Universität der Künste Berlin Universität Hildesheim |
Musikjournalismus |
Hochschule für Musik Karlsruhe Hochschule für Musik und Theater München |
Sportjournalismus |
Deutsche Sporthochschule Köln Universität Tübingen |
Technikjournalismus | Hochschule Bonn-Rhein-Sieg |
Wissenschaftsjournalismus | Universität Dortmund |
Wissenschaftskommunikation | TU Berlin |
Der Vorzug der Kopplung ist, dass die Ausbildung insgesamt kürzer ist. Andererseits studiert man – ähnlich wie bei den Kombinations-Bachelorstudiengängen – zwei „halbe“ Fächer, was zulasten der Fundierung geht. Durch die Integration der fachlichen und journalistischen Ausbildung ist man stärker beruflich spezialisiert und weniger flexibel.
Journalistik-Studium
Es gibt mehrere Universitäts- und Fachhochschulstudiengänge, die im Bereich Journalismus anzusiedeln sind. Die gängigsten Bezeichnungen sind Medienwissenschaft, Publizistik und Kommunikationswissenschaft sowie Journalistik.
Ein Hochschulstudium umfasst eine Regelstudienzeit von 8 bis 9 Semestern bei Diplomstudiengängen bzw. 6 Semester für Bachelorstudiengänge und 2 bis 4 Semester für Masterstudiengänge.
Medienwissenschaft beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Methoden mit den Medien, insbesondere mit den Massenmedien Printmedien, Hörfunk, Fernsehen und Internet.
Die Studiengänge Publizistik und Kommunikationswissenschaft befassen sich mit der theoretischen Durchdringung der öffentlichen Kommunikation. Über die Abgrenzung der beiden Fächer gibt es unterschiedliche Meinungen. Im Allgemeinen wird argumentiert, die Kommunikationswissenschaft sei allgemeiner, die Publizistik auf die Massenmedien beschränkt. Die Publizistik bedient sich als Geisteswissenschaft eher hermeneutischer Methoden, die Kommunikationswissenschaft dagegen versteht sich als empirische Sozialwissenschaft.
Die Journalistik versteht sich als Wissenschaft, die sich mit dem Forschungsgegenstand Journalismus beschäftigt, den sie beobachtet, beschreibt und erklärt. Dies umfasst ihre historische Entwicklung, die Arbeitsweise und Darstellungsformen sowie die gesellschaftliche Einbettung und Wechselwirkungen.
Die vier Disziplinen lassen sich in der Regel nicht scharf voneinander trennen. Gemeinsam ist ihnen jedoch die wissenschaftliche Metabetrachtung.
Den Studiengängen wird häufig Praxisferne vorgeworfen. Häufig heißt es, Absolventen der Hochschule seien völlig unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet. Auch wenn solche Pauschalurteile mit Vorsicht betrachtet werden müssen, kann eine solche Ausbildung natürlich nur berufsvorbereitend wirken. Das praktische Wissen muss im Beruf selbst vermittelt werden. Wer nach dem Studienabschluss als Journalist arbeiten will, sollte bereits während des Studiums Praktika in Redaktionen absolvieren und als freier Mitarbeiter Erfahrungen sammeln. Häufig ist es nach dem Abschluss dennoch erforderlich, ein Traineeprogramm oder ein Volontariat zu absolvieren.
Studiengänge für Journalismus an Universitäten
Universität | Studiengang | Abschluss |
---|---|---|
Uni Dortmund | Journalistik | B. A. |
KU Eichstätt | Journalistik | B. A. |
Uni Hamburg | Journalistik und Kommunikationswissenschaft Medienkultur | B. A. / M. A. |
Uni Hamburg | Medienkultur | B. A. / M. A. |
HfM Karlsruhe | Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia | B. A. / M. A. |
Uni Leipzig | Journalistik | B. A. / M. A. |
Uni Mainz | Publizistik | M. A. |
Studiengänge für Medien- und Kommunikationswissenschaften an Universitäten
Studiengänge für Journalismus an Fachhochschulen
Universität | Studiengang | Abschluss |
---|---|---|
FH Darmstadt | Onlinejournalismus | B. A. |
FH Darmstadt | Wissenschaftsjournalismus | B. A. |
FH Gelsenkirchen | Journalismus und Public Relations | B. A. |
FH Hannover | Journalistik | B. A. / M. A. |
FH Hannover | Technische Redaktion | B. A. / M. A. |
FH Magdeburg | Journalismus | B. A. / M. A. |
Studiengänge für Medien- und Kommunikationswissenschaften an Fachhochschulen
Universität | Studiengang | Abschluss |
---|---|---|
FH Furtwangen | OnlineMedien | B. Sc. |
FH Furtwangen | Medieninformatik | B. Sc. |
HMT Hannover | Medienmanagement | B. A. |
HTW Mittweida | Medientechnik | B. A. |
FH Wilhelmshaven Oldenburg Elsfleth | Medienwirtschaft und Journalismus | B. A. |
Postgraduale Studiengänge an Universitäten und Fachhochschulen
Universität | Studiengang | Abschluss |
---|---|---|
Freie Universität Berlin | Publizistik- und Kommunikationswissenschaft | M. A. |
TU Berlin | Medienwissenschaft | M. A. |
UdK Berlin | Kulturjournalismus | M. A. |
Steinbeis HS Berlin | Medienmanagement | MBA |
Uni Hohenheim | Journalistik | M. A. |
Uni Mainz | Journalistik | M. A. |
HfM Karlsruhe | Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia | M. A. |
HFF Potsdam | Medienwissenschaft | M. A. |
HdM Stuttgart | Audivisuelle Medien | M. A. |
Uni Tübingen | Medienwissenschaft | M. A. |
Uni Freiburg | Deutsch-Französische Journalistik | M. A. |
Nicht-akademische Aus- und Weiterbildung Öffentlichkeitsarbeit
Nicht-akademische Aus- und Weiterbildung Medien
- Akademie der Bayerischen Presse
- Akademie für neue Medien
- Mediaschool Bayern
- Evangelischen Medienakademie
- Hochschule für Fernsehen und Film München
- Medienakademie Köln
- MedienCampus Bayern e.V.
- Münchner Marketing Akademie
- Multimedia Akademie Nürnberg
- ARD.ZDF medienakademie